28. SONNTAG im Jahreskreis

Evangelium nach Matthäus (22,1-14)

 

Wir sind eingeladen. Zum Reich Gottes, zu einer Lebensweise, bei der Gott die Hauptrolle spielt. Er zeigt die Richtung, aber nicht wie ein Potentat. Er will unser Wohl: Ein Leben in Frieden, Gerechtigkeit, Liebe und Freude. Dazu lädt Gott uns ein.

Jesus vergleicht dieses Reich Gottes mit einem großartigen Festmahl. Schon im Alten Testament hat z.B. der Prophet Jesaja etwas Ähnliches gemacht, in einer Art Vision von unserer endgültigen Zukunft bei Gott. Ein Festmahl war immer ein Symbol, ein Höhepunkt der Freude und Glückseligkeit: Gott wird ein Festmahl geben, „ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen. Alle Trauer wird weggenommen. Sogar den Tod wird es nicht mehr geben. Gott wischt die Tränen ab von jedem Gesicht.“

Im Grunde genommen wird hier das Paradies beschrieben, aber ein Paradies, das es nicht am Anfang der Menschheit gegeben hat (wie es in der falsch verstandenen Schöpfungserzählung der Bibel angedeutet wird) sondern am Ende, in der Zukunft.

Wenn wir die Ergebnisse der Wissenschaft ernst nehmen (und wir haben keinen Grund, das nicht zu tun), dann war die Menschheit nicht auf einmal, in ihrer jetzigen Gestalt da, sondern sie hat sich aus Vorformen von Menschsein, ja sogar aus dem Tierreich entwickelt. Den vollkommen harmonischen, paradiesischen Menschen hat es in der Vergangenheit nicht gegeben, sondern - und das ist nun auch die Botschaft des Propheten - der Mensch entwickelt sich dorthin, auf Einladung von Gott. Das Paradies ist unser von Gott bestimmtes Ziel und nicht der anfängliche Zustand, aus dem die Menschen aus „Ungehorsam gegen Gott“ vertrieben worden wären. Unser Gott, von dem der Prophet Jesaja redet und mit dem Jesus uns auf noch verstärkte Weise bekanntgemacht hat, ist ein Gott, der unser irdisches Leben heimführen will zum paradiesischen Zustand.

Alle, gerade auch diejenigen, denen es in diesem Leben nicht gut geht, und sogar die „Bösen“ sind von Gott eingeladen. Er will keinen draußen lassen, verloren gehen lassen... „Holt die Armen, Schwachen, Versager und Nichtsnutze, Geschädigte und Ausgebeutete, Leidende und Unterdrückte, Unzufriedene und Geschundene, denen ihr auf de Straße begegnet ...“ Gott hat für alle Platz, die zu ihm kommen wollen. Deswegen hat er uns Jesus gesandt, um uns den Weg dorthin zu weisen.

Jeder hat aber den freien Willen, diese Einladung anzunehmen oder nicht. Es gibt auch viele Ausreden, die uns von Gottes Einladung fernhalten: „Ich habe ein Geschäft, einen Beruf, ich habe für Dies und Jenes zu sorgen. Ich habe keine Zeit für Gott ...“ Wie viele Ausreden gibt es nicht, um sich nicht auf Gott einzulassen, sich nicht mit ihm zu beschäftigen, nicht seinen Ruf zu beantworten! „Prüft euch", meint Jesus, „ob ihr die richtigen Prioritäten habt. Prüft euch, wie ihr mit dem Liebesangebot Gottes umgeht.“

Diese Einladung gilt, nicht nur als zukünftige Vision, sondern schon jetzt. Heute ist der Tag, auf diese Einladung zu antworten und alles dafür zu tun, dass Gottes Reich sich verwirklicht und dass wir dazugehören. Aber Gott erwartet auch etwas von uns: Wir sollen das „richtige Gewand“ anziehen. D.h.: „Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es”, hat der verstorbene Gründer der Taizé-Bewegung, Frère Roger, einmal gesagt. Jesus selbst hat zusammengefasst, worauf es ankommt: Liebe zu Gott und zum Mitmenschen, den anderen so behandeln, wie man selbst behandelt werden will. Wo wir das praktizieren verbreitet sich Gottes Reich, sei es auch nur anfanghaft.

Als Christen glauben wir an eine endgültig erfüllende Zukunft mit Gott. Wir sind zu einem endgültigen Festmahl mit Gott eingeladen. Aber Jesus fügt auch warnend hinzu: „Viele sind eingeladen, aber nur wenige wollen an Gottes großem Fest teilnehmen.“

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